Rhetorik – Was sie ist und was sie nicht ist

Rhetorik_Beitrag - DIE ICHSCHMIEDE

Inhaltsübersicht

Was ist Rhetorik eigentlich?

Und wo und wie kannst Du sie sinnvoll einsetzen?

Heute geht es um ein spannendes Thema, wie ich finde:
es geht um Rhetorik, und ja, das hört sich viel­leicht trocken an und doch glaube ich, dass Du wieder etwas mitnehmen kannst.

Du brauchst auch keine Angst haben, dass ich hier mit Fachchinesisch um die Ecke komme. Es geht um Grundlagen und ein gewisses Verständnis darüber:

  • was Rhetorik war,
  • was aus ihr wurde und
  • was sie heute ist.
 

In unserer schnelllebigen Zeit werden oft Begriffe falsch verwendet und bekommen so a. U. einen gewissen kri­tischen Ruf. Wir Füchse wissen das besser und sorgen im Kleinen dafür, dass die Sprache nicht gänzlich verkommt.

Was ist also Rhetorik?

Für die Einen ist es die Kunst andere zu manipulieren, und für die Anderen, ist es die Fähigkeit vor vielen Leuten flüssig reden zu können und das ggf. auch noch recht geschwollen.

Zum Glück ist das nicht ganz so einfach. Denn stell Dir doch mal unsere Politiker vor. Sie reden vor vielen Menschen – aber hauen die Dich vom Hocker? Politiker sind da wohl eher ein abschreckendes Beispiel.

Hast Du Dir mal das Plenarsaal-Fernsehen angetan? Manche stehen steif wie ein Brett, andere tippeln von einem Bein aufs andere, als müssten sie dringend auf Klo. Und alle Lesen zu 80% vom Papier ab, weil sie wahrscheinlich die Rede nicht mal selbst ge­schrieben haben.

Es gibt nur ganz wenige, die es wirklich drauf haben und die einen mitreißen. Die meisten tragen ihre Reden jedoch mit der Leidenschaft eines Eiswürfels im Gefrierfach vor.

Speaker - DIE ICHSCHMIEDEJemand, der seine Zuhörer in seinen Bann ziehen kann und sie mit in seine Welt befördert – das ist ein guter Redner. Rhetorik ist nur ein Teil davon, ein wichtiger, aber eben nur ein Teil.

Ein Berufsstand hat bis heute eine hohe rhetorische Notwendigkeit, die in vielen Fällen entscheidend sein kann. Anwälte sollten leidenschaftlich reden können, und die meisten können es auch.

Ein wichtiger Punkt ist, dass die Rhetorik erlernt werden kann. Wenn Du es also nicht kannst und gerne Redner werden möchtest, dann steht Dir nichts im Wege. Du kannst sie also lernen – so wie Fahrradfahren – was Du daraus machst ist dann Dein Ding.

Gehen wir in der Zeit zurück

Der Ursprung liegt im alten Griechenland. Aus dem alt­griechischen übersetzt heißt es „Redekunst“; also die Kunst des Redens. Diese Redekunst ist im klassischen Sinn ein Instrument der Überzeugung – NICHT der Manipulation!

Rhetorik war bereits damals, wie heute, eine Mischung von Kunst und Wissenschaft:

  • die Kunst, allein mit Worten zu überzeugen
  • die Wissenschaft nutzt die Funktion der menschlichen Psyche. Wie reagieren wir auf bestimmte Situationen?
 

Das ist kein Hexenwerk! Was macht ein Kind, dessen Spielzeug weggeben werden soll, weil es seit einer Ewigkeit nicht mehr benutzt wurde? Natürlich! Es spielt wieder damit. Das ist keine Manipulation, das steck in uns drin.

Die Rhetorik war damals ein Stilmittel, was vor Gericht ge­nutzt wurde. Wer es brauchte aber nicht beherrschte war auf Menschen angewiesen, die diese Kunst beherrschten. Man musste es sich auch leisten können und ließ sich dann von einem Redner vertreten. Wer arm war, hatte Pech.

So entwickelte sich der Berufsstand des Anwalts.

Jedes Wort hat seine Bedeutung.

Wenn Leute das Wort »grundsätzlich« benutzen, meinen sie nicht selten »immer«.

Doch grundsätzlich bedeutet eben nicht immer! Während immer keine Ausnahme zulässt, räumt das Wort grundsätzlich eben diese Ausnahme ein. Ein kleiner feiner Unter­schied, der bei Unwissenheit zu Missverständnissen führen kann.

Die Lehre der Rhetorik war eine lebenslange Ausbildung und bedurfte Disziplin. Rhetorik war auch Gestik, Mimik, Stimme, Betonung, Pausen, Geschwindigkeit. Du siehst also: Rhetorik ist weit mehr als nur reden zu können und auch mehr als plumpe Manipulation.

Und by the way: Eltern benutzen fast täglich rhetorische Hilfsmittel. Genauso wie ihre Kinder, der Verkäufer oder der Chef.

Gehen wir in der Zeit weiter

Während der Grundgedanke der Rhetorik der Überzeugung und Wahrheitsfindung diente, entwickelte sie sich weiter und fand spätestens im dunklen Mittelalter ihren nächsten frag­würdigen Stand.

Könige und Landherren, Herrscher und Institutionen fanden nicht nur Gefallen an der Rhetorik, sondern auch ihren Nutzen darin. Das dunkle Zeitalter brach an. Gier nach Macht und Reichtum führte dazu, dass viele Kriege geführt werden wollten.

Die Obrigkeiten nutzten die Rhetorik um die Heere aufzustellen und die armen Bauern zu motivieren für sie in den Krieg zu ziehen. Vom Prunk und Gloria blieb nicht viel übrig und die Wahrheitsfindung und Gerechtigkeit spielten bald gar keine Rolle mehr. Es galt nur noch das gesteckte Ziel zu erreichen.

Dunkle Rhetorik - DIE ICHSCHMIEDEDie Rhetorik verkam und war nur noch ein verachtenswertes Instrument, was erdrückend, verlogen und aufwiegelnd genutzt wurde.

Immer mehr Ländereien und Königreiche verschwanden und die übrig geblieben wuchsen und wuchsen. Politik musste effizienter werden und so bildeten sich nach und nach die Strukturen der neuen Zeit.

Aus der Rhetorik wurde das Lehrfach »die Rede«. Im Grunde das selbe Kind mit anderem Namen und fortan mit strengen Regeln. Es gab fest vorgeschriebene Gesten; eine massive Theatralik.

Die Hände hatten eine feste Ausgangsposition, es gab diverse Bögen, die sie durchlaufen mussten. Alles war einstudiert bis hin zur finalen Pose. Wann war die Hand offen, wann zur Faust geballt, wann gen Himmel gestreckt? Bewegungen, Betonungen, laut und leise, kurz und lang, ernst und beschwichtigend. Die Wirkung wurde gezielt gelenkt und nicht dem Zufall über­lassen.

Die letzten wirklich großen Redner unserer dunklen  Vergangenheit waren neben Hitler auch Goebbels, Monsulini, Stalin und Churchill.

Sie waren nicht groß im Sinne von toll und nacheiferungswürdig, sondern weil sie tatsächlich nur mit dunkler Rhetorik Massen mobilisieren konnten. Dazu waren sie auch die Letzten ihrer Art. Und schließlich kam der Frieden zurück.

Reden und die Rhetorik wurden geächtet, verbannt und als üble Manipulation gebrandmarkt.

Anfang der 1960’er

Sie frischte wieder auf und hielt als helle Rhetorik wieder langsam Einzug in die westliche Gesellschaft. Es bedient ich eine ganz andere Industrie ihrer Kraft.

Unternehmen und die Werbeindustrie begannen für sich die Ursprünge der Rhetorik zu nutzen. Werbebotschaften unterhaltend und zielgerichtet. Alles ward nun weißer als weiß, oder der Schmerz wurde abgeschaltet – schnell, oder die gute Zahnpasta, damit sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können..

Und natürlich gab es auch hier schwarze Schafe. Unter­schwellige Werbung musste verboten werden. Dann folgten die Verkäufer und Vertriebler und es driftete wieder leicht ins dunkle ab. Ab hier war alles nur noch Manipulation; Killerphrasen wurden geboren – so etwas wie 

»Ist Ihnen Ihr Kind keine 10,- Mark im Monat wert?«

Und wie sieht es heute so aus?

Heute bedient man sich immer noch rhetorischen Mitteln, wie zum Beispiel die Fragestellungen aus der vorletzten Episode, oder auch als Kaufentscheidungshilfe:

Heute ist es wertschätzender, gefühlvoller und klar, es gibt immer noch schwarze Schafe. Doch wir sind aufgeklärter und ich finde es wichtig, auch Dir das Wissen oder den Fokus zu geben. Denn je mehr Wissen Du hast, umso leichter erkennst Du die möglichen Stolpersteine.

Die heutige Rhetorik ist i.d.R. leichter und trotzdem immer zielführend. Vermute nicht immer hinter jeder Aussage gleich eine böswillige Manipulation.

Denke daran, dass auch Du regelmäßig rhetorische Mittel anwendest, um an Dein Ziel zu kommen, ob nun bewusst oder nicht. Und frage Dich, wie oft Du Dein Kind bereits bestochen oder manipuliert oder gar erpresst hast, damit es sein Zimmer aufräumt?

Als normaler Mensch brauchst Du die Rhetorik nicht zwin­gend. Als Schauspieler, Trainer, Coach, Speaker oder Mediator ist sie notwendig und als Schnittstelle von Dienstleister zu Kunde, kann sie durchaus hilfreich sein.

Bei all Deinem Wissen, sei in erster Linie Du selbst.

Bis dahin und sprich Klartext,

Dein Markus.

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